Ein Wort, das im Bezug auf die Wasserskianlage am Rather See immer wieder fällt, ist „alternativlos“. Florian von Stein, CDU-Politiker*innen und Pressevertreter*innen werden nicht müde, zu betonen, es gäbe keine andere Möglichkeit, als am Rather See eine Wasserskianlage zu errichten.
In diesem Text möchten wir, neben den aktuellen Plänen, drei realistische Alternativen vorstellen. Dabei bewerten wir auch, inwiefern in den verschiedenen Szenarien die Interessen der unterschiedlichen Akteure: Anwohner*innen, Naturschützer*innen, Investor*innen, Eigentümer*innen und Stadt, gewahrt werden.
Allen Leser*innen, die der Meinung sind, es sei nicht unsere Sache, über die Zukunft des Sees mitzubestimmen, sondern alleinig die Entscheidung der Eigentümer*innen, sei an dieser Stelle gesagt: Die Eigentümer*innen des Sees sind laut gültigem Vertrag dazu verpflichtet, den Rather See bis 2020 auf eigene Kosten zu renaturieren. Sie aus dieser Pflicht zu entlassen und es ihnen zu gestatten, stattdessen eine Wasserskianlage zu erbauen, ist eine politische Entscheidung des Kölner Rats, der unser aller Willen demokratisch vertreten soll. Das bedeutet, es ist sehr wohl auch unsere Sache!
Wasserskianlage

Kartenmaterial: ©OpenStreetMap (CC-BY-SA)
Der bisherige Plan sieht vor, dass der Verwalter des Sees aus seiner Pflicht, den See nach der Auskiesung zu renaturieren, entlassen wird. Stattdessen soll es ihm erlaubt werden, mithilfe eines Investors eine Wasserskianlage mit Naturbadestrand zu erbauen.
Anwohner*innen
Den Anwohner*innen der an den See angrenzenden Stadtteile würde der Zutritt zum See zukünftig legal und überwacht, aber kostenpflichtig ermöglicht. Sie könnten gegen ein Eintrittsgeld den Naturbadestrand oder die Wasserskianlage nutzen.
Gleichzeitig würden viele Anwohner*innen, vor allem die des sozial benachteiligten Stadtteils Neubrück, von dem Angebot ausgeschlossen sein, da sich viele Menschen dort den Eintritt nicht leisten könnten.
Einen freien Zugang zum See würde es nicht geben.
Das Verkehrsaufkommen auf der Rösrather Straße würde aufgrund der beiden dort befindlichen Parkplätze der Wasserskianlage deutlich zunehmen. An Spitzentagen würden bis zu 5.000 Besucher*innen aus Köln und dem Umland erwartet. Das würde auf der Rösrather Straße vier zusätzliche Autos pro Minute ausmachen. Da die Rösrather Straße schon heute zu Berufsverkehrszeiten täglich Staus erlebt, würde sich die Situation nur verschärfen.
Die Wasserskianlage stellt, da sie auf überregionalen Besuch angelegt ist, definitionsgemäß keine Naherholung dar.

Naturschützer*innen
Für die Tier- und Pflanzenwelt am Rather See stellt eine Wasserskianlage einen Super-GAU dar.
Zwar sollen laut Bebauungsplan Rückzugsflächen für Tiere und Pflanzen eingerichtet werden, jedoch entfiele der größte Teil der Wasserfläche auf die Wasserskianlage.
Der BUND nimmt an, dass der Rather See seine Bedeutung als einer der wichtigsten Rast- und Winterplätze für Wasservögel einbüßen könnte.
Die 5.000 Besucher*innen an Spitzentagen stehen in absolut keinem Verhältnis zu den momentan höchstens 300 illegalen Besucher*innen des Sees.
Einzig dem Müllproblem am See wäre durch den Betrieb einer Wasserskianlage beizukommen.

Eigentümer*innen
Für die Eigentümer*innen des Sees stellt die Umwidmung des Landschaftsschutzgebiets in ein ertragreiches Freizeitparadies in zweierlei Hinsicht einen Gewinn dar:
- Werden die Eigentümer*innen aus der Pflicht entlassen, den See nach der Auskiesung kostenintensiv zu renaturieren. So sieht es nämlich der Vertrag vor, der einst zwischen der Stadt Köln und der Heumar Beton Knoll GmbH geschlossen wurde.
- Werden Pachteinnahmen durch den Betrieb der Wasserskianlage erwirtschaftet.

Investor*innen
Die Investor*innen erhoffen sich durch die auf überregionalen Besuch angelegte Wasserskianlage hohe Profite.
Die nächstgelegenen Wasserskianlagen befinden sich momentan in Brühl und Langenfeld. Es ist anzunehmen, dass viele Wassersportler*innen aus Köln und dem Umland zukünftig auf die Wasserskianlage in Rath/Heumar ausweichen würden.

Stadt
Die Stadt erhofft sich durch den privaten Betrieb einer Wasserskianlage sicherlich steigende Einnahmen durch die Gewerbesteuer.
Andererseits gibt es auch Abteilungen der Stadtverwaltung, die mit den ökologischen Aspekten des Baus, z.B. wegen mangelnder Ausgleichsflächen und zu vielen gefällten Bäumen, nicht zufrieden sind und daher bereits mehrfach Einspruch erhoben haben.
Was die Stadt eventuell nicht bedenkt, ist die zusätzliche Belastung der Infrastruktur.

Alternative I: Badestrand

Statt einer Wasserskianlage und eines Naturbadestrands, würde nur Letzterer erbaut. Die für die Wasserskianlagen angedachten Flächen würden der Natur überlassen.
Anwohner*innen
Die Anwohner*innen der angrenzenden Stadtteile hätten die Möglichkeit, am See legal und überwacht, aber kostenpflichtig zu baden.
Auch in diesem Szenario wären sozial benachteiligte Anwohner*innen von dem Angebot weitestgehend ausgeschlossen.
Einen freien Zugang zum See würde es nicht geben.
Da es in Köln mehrere Freibäder gibt, ist mit wesentlich weniger überregionalen Besuch zu rechnen als bei einer Wasserskianlage.

Naturschützer*innen
Ein Naturbadestrand würde wesentlich weniger Wasserfläche in Anspruch nehmen als eine Wasserskianlage. So würde der Natur deutlich mehr Platz zugestanden werden. Auch dem Müllproblem könnte durch die Abrieglung des Geländes bei gekommen werden.

Eigentümer*innen
Die Erträge eines Freibades würden wesentlich geringer ausfallen als die einer Wasserskianlage. Laufende Kosten könnten jedoch refinanziert werden.

Investor*innen
Es ist fraglich, ob sich ein*e Investor*in finden wird, der*die sich mit dem Betrieb eines Freibades alleine zufrieden geben würde. Große Gewinne sind damit wahrscheinlich nicht zu erwirtschaften.

Stadt
Der Stadt wäre es wohl gleich, ob ein Freibad oder eine Wasserskianlage am Rather See erbaut würde.
Da für ein Freibad jedoch weniger Wasserfläche ausgeglichen werden müsste und wegen kleinerer Parkplätze auch weniger Bäume gefällt werden müssten, fiele die Abwägung der ökologischen Aspekte wohl positiver aus.

Alternative II: Öffentlicher See

In diesem Szenario kauft die Stadt den Rather See und macht einen Teil öffentlich zugänglich.
Anwohner*innen
Die Anwohner*innen hätten die Möglichkeit, das Seegelände legal und kostenlos zum Zwecke der Naherholung zu betreten. Das Baden könnte auf eigene Gefahr freigegeben werden.
Anwohner*innen, die sich nicht trauen, unüberwacht schwimmen zu gehen, könnten beispielsweise auf das Naturbad Vingst ausweichen.

Naturschützer*innen
Große Teile des Sees blieben dem Naturschutz vorbehalten.
Die Stadt könnte Müllbehälter aufstellen und regelmäßig durch die AWB leeren lassen.
Eine lokale Bürgerinitiative könnte zudem gelegentliche Reinigungsaktionen durchführen.

Eigentümer*innen
Die Stadt könnte die Eigentümer*innen dazu bringen, den See günstig an sie zu verkaufen, indem sie keinem Bebauungsplan zustimmt. In diesem Fall müssten die Eigentümer*innen den See auf eigene Kosten renaturieren. Durch den Verkauf an die Stadt wären die Eigentümer*innen von dieser Pflicht befreit.
Die Eigentümer*innen könnten in diesem Szenario zwar keinen Profit mehr aus dem See ziehen, doch blieben ihnen zukünftige Kosten erspart und sie würden finanziell entschädigt.

Investor*innen
In diesem Szenario werden keine Investor*innen benötigt.

Stadt
Die Stadt müsste Geld aus ihrem Budget zum Erwerb privater Flächen aufwenden. Allerdings hat sie einen Hebel, um den Preis des Seegrundstücks zu drücken (siehe oben).
Laufende Kosten könnten durch die Verpachtung des Sees an einen Angelverein refinanziert werden. Auch die Hege des Sees könnte an den Angelverein übertragen werden.
Die Stadt hätte zudem einen Beitrag zur Naherholung der Bürger*innen und zum Schutze der Biodiversität geleistet.

Alternative III: Renaturierung

In diesem Szenario wird dem Bebauungsplan für die Wasserskianlage nicht zugestimmt. Der Vertrag, der die Eigentümer*innen zur Renaturierung des Sees nach der Auskiesung verpflichtet, bliebe in Kraft.
Anwohner*innen
Für die meisten Anwohner*innen, die den See auch heute nicht illegal nutzen, ändert sich nichts.
Da die Betriebswege rund um den See zurückgebaut werden müssten, wäre auch die illegale Nutzung zukünftig stark eingeschränkt.
Dem existierenden Nutzungsdruck des Sees durch die Anwohner*innen würde nicht Rechnung getragen.

Naturschützer*innen
Dieses Szenario wäre aus Sicht der Naturschützer*innen die beste Option.
Der See wäre als artenreiches Biotop umfänglich vor den meisten menschlichen Einflüssen geschützt.

Eigentümer*innen
Die Eigentümer*innen müssten ihrer Pflicht nachkommen, den See aus eigenen Mitteln zu renaturieren.
Erneut könnten die Fischereirechte und die Hege an den Angelverein übertragen werden, wodurch Kosten gespart und ggf. geringe Pachteinnahmen generiert werden könnten.

Investor*innen
Auch dieses Szenario kommt ohne Investor*innen aus.

Stadt
Für die Stadt würde sich nichts Grundlegendes ändern, da ihr keine zusätzlichen Kosten entstehen würden. Allerdings hätte sie einen Beitrag zur Wahrung der Biodiversität geleistet.
